Gutes Bogenholz kann man nicht bei Amazon bestellen - es ist eine ständige Aufgabe und erfordert stets offene Augen und etwas Glück.

Heute hatte ich das Glück, ein paar Stücke Goldregen einzuheimsen. Goldregen ist neben Eibe das beste Bogenholz in unserer Region und wurde bereits im Mittelalter zur Herstellung von Bogen gebraucht, vor allem von den Burgundern für Jagdbogen. Das bekannteste Exemplar ist der sogenannte "Hohenaschaubogen", von welchem ich zu gegebener zeit gerne eine Kopie anfertigen möchte.

Allerdings ist es nicht einfach, genügend lange, gerade und astfreie Stücke zu finden. Daher macht es meist Sinn, kürzere Stücke zu halbieren und diese später im Griff zusammenzuspleissen und so zu einem Bogen zu machen. So ist der ursprüngliche Wuchs in beiden Wurfarmen gespiegelt vorhanden und ergibt im Ergebnis einen symmetrischen Bogen.

Ähnlich wie Eibe hat das Holz vom Goldregen einen hellen schneeweissen Splint, welcher sich als Bogenrücken verwenden lässt und einen schönen Kontrast zum Kernholz am Bogenbauch schafft. Wie bei Eibe ist das Splintholz empfindlicher als das Kernholz und Bedarf einer besonderen Behandlung.

Goldregen muss sofort verarbeitet werden: Dien Rinde muss entfernt werden und die Schnittflächen sowie das Splintholz müssen rasch versiegelt werden. Wird das unterlasssen, rottet das Splintholz rasch unter der Rinde und macht den Splint brüchig und unbrauchbar.

Demgegenüber muss Eibe immer mit der Rinde getrocknet werden, ansonsten das Splintholz vertrocknet und damit ebenfalls unbrauchbar wird.

 

Sind die Stücke einmal geschnitten und die Rinde entfernt, müssen die Schnittflächen und der Splint rasch versiegelt werden - ansonsten sich rasch Trocknungsrisse im Holz bilden. Ich benutze Schellack für das Splintholz und Weissleim für die Schnittflächen. Der Vorteil am Schellack ist, dass er sich später mit Alkohol einfach wieder entfernen lässt. So lange der Baum "im Saft" ist entfernt man die Rinde bestens mit einem Schraubenzieher - sie lässt sich dann abziehen wie eine Banane.

Wenn das erledigt ist, ist das Holz bereit für die Trocknung. Die Trocknungszeit beträgt rund ein Jahr.

Als Bogenbauer muss man somit schon vor der Arbeit arbeiten - ein schönes Lager an Bogenholz ist essentiell aber auch zeit- und arbeitsintensiv.

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